Was ist heute anders?



Vor 1900 genossen die Logen großes Ansehen und hatten regen Zulauf.

Das ist lange vorbei.

Ein heutiges Problem unserer Gesellschaft und auch der Freimaurerei ist die digitale Materialisierung unseres Lebens und das Fehlen einer verbindenden moralischen Leitidee.

Das Bedürfnis nach Geborgenheit, Entfaltung und guter menschlicher Gemeinschaft einerseits und die heutige Realität andererseits scheinen immer weiter auseinanderzuklaffen.

Das erzeugt Angst, Vereinsamung bis hin zu hoher Aggression im digitalen Umgang miteinander.

Die Möglichkeit, klar zwischen Gut und Böse zu unterscheiden, wird immer schwieriger und der Mut, sich dagegen zu stemmen, scheint immer mehr zu schwinden. Zu gerne ziehen wir uns in unsere „Blase“ zurück und werden dort stetig bedient…

Wer kann hier eine Alternative aufzeigen?

Weder Religionen noch Politiker noch Wissenschaftler haben es bisher geschafft, diesen Prozess der Abstumpfung und Selbstzerstörung aufzuhalten.

Kompensation durch bloßen Konsum führt zu weiteren Problemen.

Zunächst ganz deutlich: Auch die Freimaurerei als Ganzes hat kein Allheilmittel für die Probleme unserer Zeit.

Wir wissen aber, dass Probleme im Großen nicht gelöst werden, wenn im Kleinen nicht begonnen wird. Bei uns selbst. Der einzelne Freimaurer muss sich immer dort – aus eigenem Antrieb – mit Herz und Hand engagieren, wo Menschen etwas für die Freiheit, für die Gleichheit aller und für die Brüderlichkeit tun.

Ein Mensch kann immer etwas bewirken!

Dazu muss man nicht in eine Loge eintreten. Wir begrüßen jeden Einsatz für die Menschlichkeit.  Aber das Bewusstsein, nicht allein zu sein, kann Kraft und Mut geben. Dieser Austausch beginnt in der kleinen Welt der Loge „Zur Erkenntnis“ (oder in einer anderen guten Loge).

Wir möchten – geübt und bewusst – in unserer Tradition Vorbilder sein, die in die profane Welt hineinwirken. Jeder kann dazu beitragen Vertrauen unter den Mitmenschen aufzubauen, wo sonst nur anonyme Besorgnis herrscht. Es soll nach Wegen gesucht werden, Toleranz zu üben, wenn der Gegenüber schon keinen Raum mehr für ein Miteinander sieht.

Wissenschaft und Technik haben es leider versäumt, im gleichen Maße, wie ihre Leistungsfähigkeit gestiegen ist, auch die geistigen Fähigkeiten des Gewissens, der Menschenliebe und der Achtung voreinander zu entwickeln. Hier gilt es, besonders im Hinblick auf AI, den Menschen mit seinem Sinn für Menschlichkeit immer wieder mitzunehmen.

Bedauerlicherweise wird es vielfach versäumt, unsere Verantwortung für die neu geschaffenen Möglichkeiten in gleichem Maße zu bedenken, wie sie genutzt werden. Hier gibt es viel zu tun.

Wir leben seit 70 Jahren in Frieden in Europa. Die Menschen sind immer noch die gleichen und immer noch kranken sie an einem Mangel an Menschlichkeit und gleichzeitig bricht sich dieser Mangel im digitalen Zeitalter unfassbar schnell Bahn und scheint „normal“.

Und die Freimaurerei steht vor der fast übermenschlichen Aufgabe, die menschlichen Möglichkeiten zu sinnerfüllten Lebensinhalten zu entwickeln.

Aber wie soll man handeln?

Wie wir dies immer schon versuchen. Indem sich der Einzelne in seinem persönlichen Umfeld mutig und tatkräftig dafür einsetzt, das schmerzliche Defizit an Verantwortung und Menschlichkeit zu überwinden. Hand in Hand mit Gleichgesinnten.

Dafür braucht es Werkzeuge und Hilfe zur Anwendung. Erfahrung und immer wieder positive Erkenntnisse um die Enttäuschungen die das Leben bereit hält zu überwinden.

Es ist heute nicht anders als bei der Gründung der ersten Großloge im Jahre 1717. Es ist nicht anders als bei der Gründung der Loge „Zur Erkenntnis“ im Jahre 1914 und es gibt auch im Jahre 2024 genug zu tun. Aber wenn wir die Zeiten und die Veränderung der Welt betrachten, dann hat sich der Einsatz immer gelohnt.

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